31.01.2013
Alles im Fluss
Na klar sind wir gestern Abend noch in Saint-Louis angekommen, und ich habe ein wunderschönes Zimmer am Meer in dem Hotel bekommen, das ich als Aufenthaltsort für das BujazzO ins Auge gefasst habe. Morgen treffe ich den Besitzer und will mit ihm einen Preis verhandeln. Diesen Preis soll ich kommentarlos entgegen nehmen und dann Balde anrufen, der aus dem "weißen" einen "schwarzen" Preis, oder, wie er sagt, aus dem Prix de Toubab( das heißt einfach "Weißer") einen "Notre Prix" machen will, In'ch Allah. Ist übrigens bei Taxifahrten, wo jeder Preis erfeilscht werden will, auch so; beziehungsweise es sind immer meine afrikanischen Freunde, die den Preis aushandeln. Inzwischen bin ich allerdings auch nicht mehr ganz so schlecht im Verhandeln; am wichtigsten ist es, zuerst Guten Tag zu sagen, sonst wird man gleich als weißer Barbar erkannt und entsprechend preislich taxiert. Da ich die meisten Preise kenne, da meine Freunde sie mir im Vorhinein mitteilen, zahle ich aus Bequemlichkeit in der Regel freiwillig ein bischen mehr, dann habe ich einen glücklichen Taxifahrer und zahle immer noch weniger als ein Tourist.
Um neun holte Balde mich ab und wir liefen von Pontius zu Pilatus. Zuerst trafen wir Michel Albouri, einen großen Jazzliebhaber und den Urheber des Jazzfestivals in Saint-Louis. Er war gleich angetan von unserer Idee, das BujazzO mit afrikanischen Musikern auf die Bühne zu bringen, und schlug vor, sozusagen als Band in Residence zu agieren, sodass wir nicht nur auf der großen Bühne spielen, sondern auch davor und danach in kleineren Formationen oder Kooperationen mit Afrikanern in den Clubs der Stadt zusammenarbeiten sollen. Von meinem letzten Auftritt 2012 auf dem Festival weiß ich, dass die ganze Stadt während des gesamten Festivals vibriert und schwingt und so gut wie gar nicht schläft, das ist doch genau das Richtige fürs BujazzO!
Danach suchten wir Ben, den Generalsekretär des Festivals(ja, sowas gibt's) und schließlich Monsieur Diop, den Präsidenten, auf. Beide waren sofort überzeugt und der Präsident hat mir versichert, dass er unser Anliegen zu seiner Herzenssache machen wird. Allerdings tagt die Programmkommission erst am 6. Februar in Dakar, sodass wir erst dann verlässlich wissen werden was und ob und wann passiert. Alle drei haben mich wissen lassen, dass unsere Idee der des Festivals entspricht, sie erinnerten sich auch an Djibys und meinen Auftritt, auf den ich übrigens den ganzen Tag über von verschiedenen Leuten angesprochen wurde, die mich erkannten. Dann gab es noch eine neue Information: Jede Gruppe, die auf dem Festival auftritt, muss sich verpflichten, vorher nicht in Westafrika zu spielen. Das bedeutet wahrscheinlich, dass wir einige Tage später als geplant im Mai nach Afrika aufbrechen werden und stattdessen alle sonstigen Konzerte erst nach dem Festival geben werden. Im Moment ist aber noch viel zu viel im Fluss, als dass man jetzt schon Entscheidungen treffen könnte. So, hab noch mehr zu erzählen, bin aber jetzt ziemlich erledigt und lege mich hin, morgen mehr!