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Unsere Tournee durch Westafrika -eine erste Bilanz

Written by  01 Jun 2013
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31.05.2013

Unsere Tournee durch Westafrika - eine erste Bilanz

Unsere Tour ist vorbei! Gestern sind wir von Bissau mit dem Bus nach Ziguinchor gefahren und von dort aus nach Dakar geflogen. Die Band ist gleich weiter nach Deutschland gereist, während ich noch drei Tage in Dakar bleiben werde, um mediale Nachbereitung zu betreiben, mich mit dem Goethe-Institut auszutauschen sowie noch einige andere lose Enden zusammen zu knüpfen. Der Flieger von Ziguinchor war komplett voll, sodass einige Gepäckstücke zurückgelassen werden mussten; natürlich hat es auch einige des BujazzOs erwischt, die dann ohne ihre Koffer die Heimreise antreten mussten. Glücklicherweise sind wenigstens alle Instrumente mitgekommen, das ist das Wichtigste für Musiker. Im Nachhinein gesehen war das eigentlich die einzige ernsthafte Panne, ansonsten sind wir dank unserer beiden Tourmanager Balde und Carlos Robalo durch Afrika gereist wie auf einem magischen fliegenden Teppich, ein Wunder, wie jeder Afrikareisende gerne bestätigen wird.
Und wie war es nun? Was soll man da sagen, nach drei mit Musik und Erlebnissen vollgestopften Wochen? Das emotionale Highlight war sicherlich das Konzert in Bissau, das auf abgesperrter Straße vor 1500 Menschen stattfand, die am Ende lautstark gemeinsam "BujazzO!" skandierten, vom Diplomaten bis zur einfachen Bevölkerung. Musikalisch hat die von mir erhoffte Begegnung der senegalesischen und der mauretanischen Musiker mit den jungen deutschen Jazzern außergewöhnliche Resultate gezeigt; ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir es geschafft haben, nicht nur unerhörte Musik zu spielen, sondern auch die Herzen der Menschen aus allen Schichten zu erreichen. Viele magische Momente werden mir in Erinnerung bleiben: Das erste Konzert auf dem Festival in Saint-Louis, bei dem sich uns zum ersten Mal die Schönheit dieser Begegnung zweier Kulturen erschloss und wir merkten, dass wir auf dem richtigen Weg waren; der Gesang von Goundo und Cheick Lehbiat unter dem Vollmond in Kaolack, der sich (zumindest für mich) in den strahlenden Gesichtern der jungen Musikern widerspiegelte; die Begeisterung des Publikums, die sich während und nach den Konzerten im Beifall und den Glückwünschen zeigte; das Ankommen auf der Insel Rubani in paradiesischer Natur; die vielen kleinen Momente, die sich innerhalb des Orchesters unter den verschiedenen Kulturen ergaben; das Koraspiel von Ablaye anlässlich der Einladung zum Essen in sein Haus, bei dem er eine Griotte bei der Erzählung über die Geschichte der Slaveninsel Goree begleitete; die erste Jamsession, die einige Musiker für uns in Saint-Louis organisiert hatten, und die uns Hals über Kopf mitten hinein ins afrikanische Alltagsleben zog; und und und ......
Jeder von uns hat seine eigene Geschichte zu erzählen, jeder hat neben dem Gruppenerlebnis seine eigenen Begegnungen gehabt, jeder von uns hat Anderes mit nachhause genommen. Aber, so hoffe ich, wir alle haben dieses unglaubliche Gefühl des Staunens und des Glücks erlebt, das eine Begegnung verschiedener Kulturen auf Augenhöhe erzeugen kann. Gerade im politisch instabilen Guinea-Bissau haben wir gemerkt, wie wichtig ein solches Projekt für die Menschen dort sein kann, ein Projekt, das ohne Ansehen von Herkunft oder Staatsangehörigkeit Menschen zusammenbringt und eine künstlerische Aussage trifft, die gebraucht wird; dort, wo wir aufgetreten sind, aber auch bei uns Zuhause in Deutschland. Zwei Welten, zwei Lebensweisen trafen aufeinander und haben sich gegenseitig unterstützt und bereichert und deswegen sage ich
Danke an alle die dabei waren, an Goundo, an Cheick, Aly und Cheikhou, an Ablaye, Pape und Djiby, an jedes einzelne Mitglied des BujazzO, an Balde, Carlos Robalo, Michael Jeismann vom Goethe-Institut in Dakar, an Angelika Prox-Dampha, an Christian Klages und seine Familie, an Nellito vom Kulturministerium in Bissau, an Carsten Wille, an Solange,an Paul Chevillard und Pauline Boitard, an Guillaume, den Leiter des Centre Culturel in Bissau, ans Auswärtige Amt und das Goethe-Institut in Deutschland, die diese Reise ermöglicht haben und an alle die vielen ungenannten Helfer, die stets zur Stelle waren, um jedes kleine Problem zu lösen. Ein besonderes Lob und ein tief empfundener Dank gilt dem für das BujazzO beim Deutschen Musikrat zuständigen Dominik Seidler, ohne den wir es nicht mal bis zum Flughafen in Düsseldorf geschafft hätten: Bravo, Dominik! Und last, aber ganz bestimmt nicht least ein Dankeschön an die afrikanische Bevölkerung, die uns begeistert und ohne Umstände so herzlich aufgenommen hat, die uns mit ihrer Gastfreundschaft immer wieder überwältigt hat und uns stets gezeigt hat, dass es nicht auf Gut und Geld, sondern auf Geist und Herz ankommt. Merci, Obrigado und Djeredjoeuf, wir haben Euch in unsere Herzen aufgenommen wie Ihr uns in die Euren; für Euch haben wir musiziert, von Euch haben wir gelernt. Bis zum nächsten Mal!

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